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Drucken 06-03-2022 | Verschiedenes

Krieg

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist ein in seinen möglichen Dimensionen noch nicht abschätzbares Desaster für die Menschen.
Und das nicht nur für die Ukraine, auch für Russland selbst und ja, auch für uns Alle!

Ist der Krieg erst einmal entfesselt, ist auch das Unvorstellbare möglich. Der gesunde Menschenverstand - so es ihn überhaupt gibt - ist dann ausgeschaltet und den Agierenden kommt es nur noch darauf an Medien und Öffentlichkeit glauben zu machen, man selbst sei unschuldig und nur die Anderen schuld.

Offensichtlich glaubt man, solche Positionen erfolgreich vertreten zu können. 

Das aber ist ein Irrglaube. 

Dennoch: wir hätten diesen Konflikt vermeiden können. Indem wir uns rechtzeitig als Moderatoren mit den Beteiligten Parteien gemeinsam um eine Konfliktlösung bemüht hätten. Das haben wir nicht nur verpaßt, wir haben es durch unser Unterlassen auch noch begünstigt.

Wie das? - Indem wir 2001 dem "Putin-Vorläufer" Gelegenheit gegeben hätten, sein Kooperationsangebot an Deutschland zu diskutieren und ernsthaft zu prüfen.
Spätestens jedoch 2014, indem wir die Vorgänge und Beweggründe um den Maidan in Kiew detaillierter zur Kenntnis hätten nehmen müssen, um zu erkennen, dass es dort bereits um eine gesellschaftliche Auseinandersetzung zwischen der Ukrainischen und der Russisch-sprechenden Bevölkerung ging.
In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass dieser Konflikt nicht von der Bevölkerung selbst, sondern von ihren politischen Führern und deren von Oligarchen gesteuerten Interessen initiiert und auf die Bevölkerung übertragen wurde.

Ich erinnere mich, dass unmittelbar nach der Flucht des Präsidenten Janukowitsch der Interimsminister Arsenij Jazenjuk die Rücknahme der zweiten Amtssprache Russisch im Osten des Landes ankündigte. Das war sicher nicht das Interesse der Ukrainer und den Maidan-Unruhen. 

Die Vorgänge um den Maidan sind nur vor dem Hintergrund eines fahrlässigen Laufenlassens des Zerfalls der Führungsmacht der ehem. Sowjetunion zu erklären, in dessen Folge es seitens der Völkergemeinschaft verpaßt wurde, Grenzziehungen durch Volksabstimmungen völkerrechtlich bindend hereizuführen. Ob Leichtfertigkeit oder Desinteresse der westlichen Politik zu dieser Art Unterlassung führten, läßt sich heute nur noch bedauern. Es sollte aber Anlass sein, zukünftige ähnlich gelagerte Probleme als Staatengemeinschaft über die UN und die OSZE heute noch friedlich zu lösen, bevor weitere militärische Konflikte ausbrechen. Denn ethnisch und sprachlich problematische Strukturen gibt es nach den Völkerbewegungen des Mittelalters und des 19. und 20. Jahrhundert von Asien bis Westeuropa genug. 

Eine der unglücklichsten Folgen des Zerfalls der Sowjetunion unter Gorbatschow und Jelzin waren in Russland und gleichermaßen in der Ukraine der ungehinderte Zugriff einzelner "Unternehmer" auf die bis dahin im Volksvermögen befindliche Wirtschaft. Diese Oligarchenstrukturen sind zutiefst undemokratisch, weil sie ihre eigenen Gewinn- und Machtziele im Verborgenen verfolgen und der Wille des Volkes im Handeln ihrer Regierungen nicht zum Ausdruck kommt. 

Putin wird das Zarenreich nicht zurückholen können, wie auch wir nicht das Deutsche-Kaiserreich.

Aber Einsicht in die Notwendigkeit könnte eine weiterentwickelte selbstbestimmte Form des Miteinanders der ehemaligen Blockstaaten sein.

Das mag illusorisch klingen, wer es aber nicht versucht, kann es sicher nie erreichen und wir werden auf sehr sehr lange Zeit immer mit Bedrohungen leben müssen. Denn die Vernichtungsfähigkeiten heute noch kleiner Staaten wird mit ständig weiterentwickelten Drohnen und ihrer tödlichen atomaren - oder Neutronen - Bestückung täglich größer.

Das sollten wir jeden Tag auf dem Schirm haben. Das geht aber nicht mit schrillem Ton und dem deutschen Zeigefinger,  sondern nur mit Empathie den unterschiedlichen Menschen auf der ganzen Welt gegenüber. Ein positives eigenes Beispiel des Umgangs miteinander zu geben, wäre ebenfalls sehr hilfreich. Ich fürchte nur, dass wir aus Deutschland heraus solche Beispiele nicht werden geben können.

Dazu bedürfte es einer supra-nationalen Friedensinitiative, in der alle Kontinente vertreten sind. 

Rainer Willing, Redakteur Gastronomie.de