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Drucken 22-11-2019 | System-Gastronomie

Vapiano - Soll und Haben - ein Kommentar von Rainer Willing

Wenn Headlines überschwängliche Freude versprühen, sollte man genauer hinschauen. Besonders in der heutigen Zeit, in der es den Boten weniger um Korrektheit, als vielmehr um den Eindruck, die Wirkung geht. Dies schließt die Annahme der Boten ein, dass ihre Botschaften garnicht gelesen werden, nur oberflächlich wahrgenommen werden oder die Leser so dämlich sind, dass sie das möglicherweise doch Gelesene am Ende nicht verstehen. Nur so kann man immer mehr Botschaften verstehen, die uns täglich die Zeit stehlen. 

Was uns VAPIANO wirklich sagen will:

1. "Der Konzernumsatz der ersten neun Monate steigt um 9,3% auf EUR 295,5 Mio". Das ist insofern irreführend, weil die absolute Zahl 295,5 Mio zusätzliche Umsätze aus neuen Standorten enthält. Unter vergleichbaren Flächen ist der Umsatz um 4,2% zurückgegangen.

2. "Prognose für das Geschäftsjahr 2019 bestätigt"
Die am 17.Juni ds Jahres vorgegebene Umsatzprognose lautete zwischen 390 und 420 Mio EUR. Flächenbereinigt ist der Umsatz nach den ersten 3 Quartalen aber um 4,2% zurück gegangen. Wie man dann von einer Bestätigung der Prognose reden kann, ist mehr als mutig.

Ein Blick in die GuV 2018 macht deutlich, dass Vapiano nicht durch ein schlankeres Angebot oder mit verbesserter Attraktivität zu retten ist, sondern nur mit einer Runderneuerung im gesamten System. Dabei sind insbesondere die Organisationsabläufe in den Restaurants so zu verändern, dass eine drastische Reduzierung der Personaleinsatz-Quote erreicht wird. (gilt vermutlich auch für zentrale Dienste) Damit hätte man das Unternehmen vor 2 Jahren vielleicht noch retten können. Inzwischen ist Vapiano aber so überschuldet, dass erhebliche Zweifel am Platz sind, ob sich die Investoren zu weiteren Geschenken, wie in diesem Jahr hinreissen lassen.

Wenn in einem sanierungsbedürftigen Unternehmen weiterhin von Expansion, als strategisches Ziel die Rede ist, dann hat solch ein Unternehmen allerdings ein grundsätzliches Problem.

(Das ist ein Kommentar und die persönliche Meinung unseres Redakteurs Dipl.-Betriebswirt Rainer Willing)