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Drucken 04-11-2021 | Personal, Berufe, Aus- und Weiterbildung

Steigerung der Karrierechancen durch Mehrsprachigkeit

Bild: Pixabay



Der Job in der Gastronomie ist für viele die Servicekraft im Restaurant oder der Barkeeper im Club. Studentische Aushilfen, die sich etwas dazu verdienen wollen. Doch der Schein trügt, denn die Karrierechancen in der Gastronomie sind sehr vielfältig.

Karrierechancen in der Gastronomie

Der Stammtisch im Landgasthof hat Generationen überdauert. Auch wenn Landgasthöfe weitaus mehr sind, als Platz zur Einkehr auf ein kühles Bier. Tagungsräume, Beköstigung von Reisegruppen oder die Durchführung von Events wie Vorträgen erfordern schon im kleinsten Rahmen gute Fachkenntnisse und hervorragendes Management von Personal, Zeit und Räumlichkeiten. Schauen wir über den kleinen gastronomischen Betrieb hinaus in Tagungshotels, Anbieter von Eventgastronomie oder gar mobilen Angeboten wie Spiegelzelten, wird offensichtlich, warum es auch in der Touristik und Gastronomie inzwischen viele Studiengänge gibt.

Eine solide Ausbildung in der Gastronomie ist für eine erfolgreiche Arbeit unabdingbar. Ausbildungsberufe wie Restaurantfachkraft oder Fachkraft für Hotel- und Gaststättengewerbe sind nur das Fundament für eine Karriere in der Gastronomie. Blicken wir auf den Bau eines Hauses, so sehen wir, dass das Fundament allein nicht ausreicht, um wohnen zu können. Entsprechend brauchen wir beruflich immer neue Angebote für die Weiterbildung von Fachkräften in Gastronomie und Hotellerie.

Qualifikation als Qualitätsmerkmal
Im Fernsehen sind Shows sehr beliebt, die sich der Rettung von Restaurants widmen. Ob Rach oder Frank Rosin – sie treffen auf ganz unterschiedliche Gastrononem, denen alles eines fehlt – das Knowhow. Der beste Koch hat keine Gäste, wenn er das Ambiente vernachlässigt und der freundlichste Servicemitarbeiter keine Chance, wenn das Essen nicht schmeckt oder kalt an den Tisch kommt. Selbst Koryphäen aus der gehobenen Gastronomie können nicht immer am Markt bestehen, wenn Preise, Leistungen und Management nicht zusammenpassen.

Je besser die Qualifikation, desto besser kann ein gastronomischer Betrieb im Ganzen verstanden und erfolgreich geführt werden. Mit dem Begriff Gastronomie wird schon lange nicht mehr das schnelle Essen verbunden. Der Gast wünscht sich, dass das Ambiente stimmt, der Service aufmerksam ist, das Essen schmeckt und möchte am Ende das Gefühl haben, für ein Erlebnis zu bezahlen.

Die Fluktuation in Gewerbeimmobilien ist bei Gastronomen besonders hoch. Konzepte die sich nicht bewähren oder auch komplette Planlosigkeit, zwingen viele ihren Traum vom eigenen Restaurant, dem Hotel oder Pension aufzugeben. Viele unterschätzen auch, wieviel Arbeit hinter so einem Unternehmen steht. Selbst wenn die letzte Pfanne geputzt ist, muss der Inhaber sich noch der Buchhaltung widmen, die Menükarten für den wöchentlichen Mittagstisch erstellen oder Bestellungen vornehmen. Viele Aufgaben sind zeitlich schwierig zu erledigen, weil sie nur zu den Zeiten getätigt werden können, wenn die arbeitsintensivsten Zeiten des Tages sind. Telefonate mit Lieferanten, Behördengänge u.ä. werden nicht selten aufgeschoben oder bleiben auf der Strecke.

Im Vorteil sind Gastronomen, die sich selbst weiterbilden, indem sie beispielsweise studieren, sich autodidaktisch Kenntnisse aneignen, die sie befähigen kleine Aufgaben wie das Layout der Speisekarten selbst zu übernehmen.

Sprachen werden immer wichtiger
Zuwanderung und Tourismus führen Gäste ins Restaurant oder Hotel, die nicht immer so gut Deutsch können, dass sie ihr Essen bestellen, Wünsche für die Zimmergestaltung formulieren oder Termine vereinbaren können. Mit den sogenannten Weltsprachen kommen viele bereits klar, daher ist es für Mitarbeitende in der Gastronomie sehr wichtig, mindestens eine dieser Sprachen zu sprechen.

Grenznahe Häuser bestehen oft auf Sprachkenntnisse der Landessprache angrenzender Länder oder stellen Personal direkt aus dem Land ein, das meist sehr gut deutsch spricht.

Tatsächlich ist im Kompetenzprofil der Arbeitsagentur, das Arbeitsuchende konfigurieren können, allein für die Sprache Deutsch eine Unterteilung in unzählige Dialekte vorgenommen werden. Selbst Inländer, die von Hamburg in den Schwarzwald reisen, empfinden die regionalen Dialekte als Kommunikationsbarrieren. Andererseits wünschen sich Arbeitgeber auch, dass ihr Personal Authentizität ausstrahlt und zum Unternehmen passt. Das Vokabular einzelner Dialekte ist vor allem in der Gastronomie von besonderer Bedeutung, so bestellen Gäste ggf. erst, nachdem sie in Erfahrung gebracht haben, was sich hinter einer regionalen Speisenbezeichnung wirklich verbirgt. Legendär ist die Enttäuschung von Mister Bean, als der sein Beef Tatar bestellt und das rohe Fleisch in fremden Handtaschen und der Blumenvase entsorgt.

Sprachen spielen eine Rolle bei der Übersetzung der Speisekarten oder auch für Aushänge, die nicht mit internationaler Bildsprache versehen werden können. Nicht selten kursieren Schnappschüsse von kuriosen Übersetzungen im Internet und führen zu einer Publicity, die nicht unbedingt das Image aufpoliert.

Sprachen lernen – so funktioniert es
Apps vermitteln Sprachkenntnisse in jeder Sprache. Der Vorteil ist, dass dabei sowohl die Aussprache angehört, wie auch geübt werden kann. Trotzdem ist das Lernen mit der App nicht das Allheilmittel schlechthin. In der Gastronomie ist das reine Verstehen von Vokabeln einfach zu wenig. Im Kontakt mit Gästen oder auch internationalen Geschäftspartnern muss eine reibungslose Kommunikation gewährleistet sein. Aufgrund von Verständigungsproblemen teure exotische Gewürze in Unmengen zu bestellen, ist ebenso unangenehm wie die Verwechslung von Vokabeln oder noch fataler, wie die falsche Betonung eines Wortes, das zweierlei Bedeutungen hat. Nicht selten bestellen in Italien die Gäste aufgrund der falschen Betonung ein Gericht mit Hund, wenn sie Fleisch meinen. Die Schreibweise unterscheidet sich zwar, doch viele lernen eine fremde Sprache nur für die mündliche Verständigung auf Reisen.

Im beruflichen Bereich gibt es immer spezielles Vokabular, das branchenbezogen ist. Business English ist vielen ein Begriff. Tatsächlich werden ausländische Arbeitskräfte auch mit Deutsch in der Pflege oder Deutsch für Ingenieure weitergebildet, was es selbstverständlich auch in den Fremdsprachen gibt.

Das Lernen fällt mit zunehmendem Alter leichter. Trotzdem ist es nie zu spät, sich dem Lernen einer Fremdsprache zu widmen. Mitarbeitende in der Gastronomie haben den Vorteil, dass sie die neu erworbenen Kenntnisse auch direkt in der Praxis anwenden können. Das festigt die Vokabeln, schult die Grammatik und baut vor allem die Hemmungen ab, in einer fremden Sprache zu kommunizieren.

Fazit: Gastronomie ist ein Gewerbe, das sehr schnelllebig ist. Gut kochen können und diverse Serviettenfalttechniken reichen nicht, um erfolgreich am Markt bestehen zu können. Koch-, Sprachkurse aber auch Seminare zu Themen wie Eventmanagement, Personalplanung, Lohnabrechnung und Recht sind wichtig. Je besser die Qualifikation der Entscheidungsträger ist, desto größer die Chance, sich am Markt zu behaupten. Auch die motiviertesten Helfer können nicht erfolgreich arbeiten, wenn ihnen die fachliche Anleitung fehlt. Fachkräfte verursachen zwar höhere Personalkosten, erwirtschaften aber ggf. mehr, als zehn Aushilfen.
(Autorin: Claire Winter)