gastronomie.de - make life taste better

Drucken 14-12-2021 | Pandemie

Corona-Expertenrat tagte

Dem Gremium gehören Fachleute verschiedener Disziplinen an. Sie sollen nicht nur die medizinischen, sondern auch die psychischen und sozialen Auswirkungen der Pandemie analysieren. Die Politik wünscht sich einhellige Handlungsempfehlungen von diesem Expertengremium.

Bei der NZZ ist nachzulesen, wer alles dabei ist und die Schweizer sind des Lobes, ob der versammelten Kompetenz:

"Seit Beginn der Corona-Krise sind Virologen gefragt wie nie. Die Deutschen staunten, wie viel Expertise in ihrem Land versammelt ist, wenngleich sie von den Personen noch nie gehört hatten. Bekanntheit erlangte vor allem der Charité-Virologe Christian Drosten, der die Pandemie von Anfang an in einem Podcast erklärte. Als sein Antagonist schälte sich schon bald Hendrik Streeck heraus, der Leiter des Instituts für Virologie der Uniklinik Bonn.

Die Äusserungen der beiden Experten unterschieden sich zeitweise stark; Streeck war gegen harte Lockdowns und für ein Leben mit dem Virus, was ihm von Teilen der verängstigten Bevölkerung regelrechten Hass eintrug. Drosten hingegen plädierte bei rapide steigenden Fallzahlen immer wieder für harte Eingriffe zur Pandemiebekämpfung. Nun sitzen die beiden im selben Gremium: dem Expertenrat der Bundesregierung, der an diesem Dienstag seine Arbeit aufnimmt und künftig wöchentlich tagen soll, um die Politik beim Umgang mit der Pandemie zu beraten. Noch vor Weihnachten werde der Expertenrat eine Stellungnahme zur Omikron-Variante abgeben, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach der Sitzung des Rats, an der er, Bundeskanzler Olaf Scholz und Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt teilnahmen. Lauterbach sagte, er habe viel von den Spezialisten gelernt, was er noch nicht gewusst habe.

Dass er neben einem ständigen Krisenstab auch ein wissenschaftliches Expertengremium im Kanzleramt einrichten wolle, hatte Bundeskanzler Scholz schon Ende November, noch vor seiner Vereidigung, bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags mit Grünen und FDP bekanntgegeben. In dieser Gruppe sind neben Virologen auch Immunologen, Soziologen und Psychologen sowie weitere Fachleute vertreten. Längst hat sich gezeigt, dass sich die Pandemie auch psychisch und sozial auf die Menschen auswirkt.

Die Experten sollen die wissenschaftliche Lage diskutieren und, zumindest wenn es nach Scholz geht, zu möglichst einhelligen Empfehlungen kommen. An diesen will sich die Bundesregierung bei ihrem Handeln im Kampf gegen die Pandemie orientieren. Der Auftakt am Dienstag diente zunächst dazu, dass sich die Gruppe eine Arbeitsstruktur gibt. Insbesondere Streeck war in den sozialen Netzwerken Hassattacken ausgesetzt, sobald seine Mitgliedschaft in dem Gremium bekanntgeworden war. Noch in der Regierungszeit von Angela Merkel war vor allem der Rat von Drosten gesucht worden.

Neben den zwei Virologen gehören dem Gremium auch die Chefs der Ständigen Impfkommission (Stiko) und des Robert-Koch-Instituts (RKI), Thomas Mertens und Lothar Wieler, an. Drostens Chef in der Charité-Klinik, Heyo Kroemer, ist auch in der Runde dabei. Zudem gehören die durch ihre Auftritte in der Talkshow von Anne Will bekannt gewordenen Forscherinnen Melanie Brinkmann und Viola Priesemann dem Gremium ebenso an wie die Ärztin und Medizinethikerin Alena Buyx, Vorsitzende des Ethikrats.

Als Vertreter der Intensivmediziner nimmt Christian Karagiannidis Einsitz im Corona-Beraterstab. Die Pädiater Reinhard Berner und Jörg Dötsch sollen die Sicht der Kinder- und Jugendmediziner einbringen. Empfehlungen zum Umgang mit den psychischen Auswirkungen der Pandemie auf die Bevölkerung dürfen von den Psychologen Cornelia Betsch und Ralph Hertwig erwartet werden. Erstere ist auch Expertin in der Gesundheitskommunikation.

Komplettiert wird die vielköpfige Runde von der Immunologin Christine Falk, dem Bioinformatiker Lars Kaderali, dem Zellbiologen Michael Meyer-Hermann, dem Impfforscher Leif Erik Sander sowie dem Leiter des Gesundheitsamts Köln, Johannes Niessen, und dem Landrat von Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg.

Der Arbeitsbeginn des Gremiums fällt in eine Situation sinkender, wenngleich weiterhin hoher Inzidenzen. Das Robert-Koch-Institut meldete am Dienstag eine 7-Tages-Inzidenz von 375 an. Das drängendste Thema auf der Agenda der Experten dürfte die allseits diskutierte allgemeine Impfpflicht sein.

Zudem beraten am Dienstag nicht nur die Experten, sondern auch die Gesundheitsminister von Bund und Ländern unter anderem über einheitliche Erleichterungen für Geimpfte, die schon eine Auffrischungsimpfung erhalten haben. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sich dafür ausgesprochen, dass für sie bei Zugang für Geimpfte und Genesene bei einem 2-G-plus-Modell der sonst vorgesehene zusätzliche Test entfallen kann." (Redakteurin Fatina Keilani der Online-Ausgabe der NeuenZürcherZeitung)