Achtung EDEKA: Kannibalisierung droht
Kerken, den 15.10.2023 -
Wie die LZ gestern berichtet, will EDEKA seine bereits bestehende Beteiligung an dem niederländischen Lieferdienst Picnic um bis zu 250 Mio EUR erhöhen und strebt damit eine maßgebliche Beteiligung an. EDEKA Rhein-Ruhr besitzt an der Picnic Deutschlandgesellschaft bereits 35%. Dazu wird gleichzeitig informiert, dass der Milliardär Bill Gates mit seiner Stiftung eine allerdings geringere Beteiligung an der niederländischen Gesellschaft besitzt.
Dieser Hinweis soll möglicherweise die Sinnhaftigkeit des Investments von EDEKA unterstreichen. Ein Beleg zur Beurteilung dieses Engagements in wirtschaftlicher und strategischer Sicht kann es aber schon deshalb nicht sein, weil man Äpfel mit Birnen vergleicht. Bill Gates Stiftung streut sein finanzielles Engagement weltweit im Rahmen einer Risikominimierungsstrategie. Das unterscheidet sich doch sehr von den wirtschaftlich gescheiterten Bemühungen von WalMart beim Auflesen der Reste von Spar-Supermärkten in Deutschland vor ca 25 Jahren.
Dennoch muss man den Holländern große Kompetenz bei Lagerwirtschaft und Lieferlogistik attestieren.
Dazu empfehle ich diese Präsentation der LZ, die allerdings 3 Jahre alt ist, aber dennoch einen guten Eindruck zur Handels-Logistik-Expertise der Holländer vermittelt.
Die entscheidende Frage für die EDEKA stellt sich in Zusammenhang mit der Weiterentwicklung als genossenschaftlich orientiertes Kooperationsunternehmen. Wer glaubt unter digital-getriebenen Online-Geschäften komme der genossenschaftliche Gedanke unter die Räder, verkennt das zusätzliche Potenzial, das sich Kooperationsunternehmen wie EDEKA, REWE u.a. aus Online-Strategien erschließen können.
Dazu bieten die Holländer mit picnic eine gute Ausgangsbasis.
Es kommt nunmehr darauf an, die Chancen, die sich aus einer Symbiose von stationärem Handel und Onlinehandel ergeben können auch tatsächlich zu nutzen. Dass dies zwischen Zentrale und Mitgliedern konstruktiv-einvernehmlich geschehen muss, liegt auf der Hand. Geschieht dies nicht, läuft der Genossenschaftsgedanke Gefahr zwischen stationären und Online-Interessen zerrieben zu werden.
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Dipl.-Betriebswirt Rainer Willing, Redakteur und Herausgeber