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Drucken 20-10-2022 | Lieferdienste

Zur 'Profitabilität' von Just Eat Takeaway

Kerken 20. Oktober 2022
"Never catch a falling knife" heißt eine alte Börsenweisheit. Sie ist deshalb alt, weil sie immer gilt und stets aktuell ist.
Institutionellen Anlegern und sonstigen Kursinfluencern, die Kaufempfehlungen abgeben, kann man getrost unterstellen, dass sie eigene Interessen verfolgen.

Wer in diesen Tagen Just EAT Takeaway als Kauf empfiehlt, ist ein solcher Influencer.Börse Online: " Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway hat seit langem erstmals wieder operativ schwarze Zahlen geschrieben."
Hier wird eine Tatsachenbehauptung aufgestellt, die im nächsten Satz schon relativiert wird: " Im dritten Quartal sei das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) positiv ausgefallen."

Im Weiteren bleibt von der Tatsachenbehauptung des ersten Satzes nicht nur nichts mehr übrig, dem Anleger muss es angesichts der weiteren Informationen des Unternehmens regelrecht mulmig werden: "Allerdings flaute die Nachfrage infolge knapperer Kassen bei den Kunden deutlich ab. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach die Zahl der Bestellungen um mehr als ein Zehntel auf 235,3 Millionen ein. Der Bruttotransaktionswert (Gross Transaction Value; GTV), also die Gesamtsumme aller Bestellungen, stieg um zwei Prozent auf rund 6,9 Milliarden Euro. Dabei profitierte das Unternehmen allerdings vom schwachen Euro. Bei konstanten Wechselkursen ergibt sich ein Rückgang um fünf Prozent.
Die Ende September angepassten Jahresziele bestätigte das Unternehmen. Der Vorstand erwartet beim Bruttotransaktionswert 2022 nach mehreren Kürzungen nur noch ein Plus im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) dürfte bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder positiv ausfallen./ngu/zb/stk"

Zur Ehrenrettung des Magazins Börse-Online ist allerdings anzumerken, dass man hier lediglich eine Meldung von dpa-AFX weiterverbreitet hat.

Der letzte Satz, "Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) dürfte bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder positiv ausfallen, heißt nichts anderes als dass weiter Verluste eingefahren werden. Diese Situation spiegelt der Verlauf des Aktienkurses der letzten 12 Monate eindrucksvoll wieder: rund 80% Kurs-Verlust. Da klingt die Einstufung von Credit Suisse auf "Outperformance" wie aus einer anderen Welt.

Kommentar von Redakteur Rainer Willing