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Drucken 28-09-2022 | Lieferdienste

Schmuck, der einem nicht gehört

Kerken, den 28. September 2022 - Gedanken zum GMV-ein kritischer Kommentar unseres Redakteurs Dipl.-Betriebswirt HR Willing zum Tarnen und Täuschen im eCommerce-Zeitalter.

Angesichts der aktuellen weltweit trüben Konjunkturaussichten gehen den Lieferandos dieser Welt die Stories aus, mit denen sie ihre wagemutigen Investoren bei der Stange halten können. Da kommen Wortschöpfungen und Zahlenspielereien gerade recht, um Hoffnungen an Investoren zu vermitteln, an die man selbst nicht mehr glaubt.

So stuft heute die CREDIT SUISSE Just Eat Takeaway.com auf 'Outperform', gibt aber zu: ".... einige Probleme hätten aber weiter Bestand" 
Und auch andere Finanzblätter sprechen von "Rückkehr in die Gewinnzone.."

Wenn jetzt der treuglaubende Leser den Eindruck hat, dass dieses Unternehmen schon einmal in der Gewinnzone war, dann ist das aber ein Trugschluss.

Da hilft es auch wenig, zu solch unglaublichen Konstrukten wie dem
Gross Merchandise Value: GMV = Verkaufspreis der Waren x Anzahl der verkauften Waren zu greifen.
Dies ist deshalb ein irreführendes Konstrukt, weil es noch alle Erlösschmälerungen und Vorleistungen der Restaurants (im Fall der Lieferplattformen) beinhaltet. Der GMV ist also wertmäßig betrachtet im Wesentlichen die Produktions- und Umsatzleistung der Restaurants. 

Die Leistung der Lieferandos ist lediglich der Betrieb ihres Internetportals, also ihre Online-Verkaufsfunktion und der Einsatz ihrer eigenen oder kooperierenden Lieferlogistik. Der größte Anteil am GMV-Umsatz ist also die  Herstellungsleistung der Restaurants.

Deren Milliarden werden nirgends ausgewiesen. Auch so kann man sich mit fremden Federn schmücken.

Und das ganze Spiel nur, um die Umsätze größtmöglich erscheinen zu lassen. Sozusagen der letzte Ausweg, wenn man über keine guten eigenen Zahlen berichten kann.