Rum ist mehr als eine Spirituose aus Zuckerrohr
Die Spirituose Rum ist so eng mit der Eroberung Südamerikas und der Karibik im 16. bis 18. Jhd. durch die europäischen Seefahrer-Nationen verbunden, wie keine andere Spirituose auf der ganzen Welt.
Dabei war Rum garnicht das Ziel der Begierde der Europäer und fiel lediglich als ein Nebenprodukt an, ein Kollateralschaden könnte man auch sagen. Denn es ging den Portugiesen, Franzosen, Holländern und Engländern nicht um Alkohol, sondern um den in Europa begehrten Zucker.
Hier wächst Zuckerrohr unter idealen feucht-heissen Bedingungen. Um es jedoch wirtschaftlich verschiffen zu können, muss das Zuckerrohr einer Vorstufe der Verarbeitung unterzogen werden, um das Gewicht signifikant zu verringern. Spätestens jetzt treten die Sklaven in Aktion, die die weissen Europäer immer mit sich führten, wo fleissige und kräftige Hände nötig waren.
Um Zuckerrohr zum Beipiel zu pressen und den Saft zu extrahieren. Der so gewonnene Dünnsaft wurde durch mehrmaliges Aufkochen und Verdampfen zu konzentriertem Dicksaft. Mithilfe einer Zentrifuge werden im letzten Schritt der feste Zucker vom Sirup – der Melasse – gelöst. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als Raffinieren. Er wird bis zu dreimal wiederholt. Die entstandene Melasse ist zunächst hell und süß, erhält jedoch durch das mehrfache Kochen und Schleudern im weiteren Verlauf des Prozesses eine dunklere und herbere Qualität. Ist kein Kristallisieren mehr möglich, ist der Vorgang abgeschlossen. Aus zehn Tonnen Zuckerrohr entstehen so etwa 0,3 Tonnen schwarze Melasse.
Weil die Melasse noch etwa 50 Prozent des ursprünglichen Zuckergehalts der Pflanze hat und man herausfand, dass dieses Nebenprodukt mit Wasser und Hefe zu gären begann und ein leicht alkoholhaltiger Zuckerwein entstand, war sogar die Währung geboren, mit denen man die Sklaven bezahlen konnte – der Mosto. Dieser wurde schon im 16. Jahrhundert an die Arbeitssklaven auf den Plantagen verteilt. Ziemlich schnell kamen die Kolonialherren auf die Idee, den Alkoholgehalt des Mostos durch die Destillation zu erhöhen. Die sperrigen und schlecht gebrannten Schnäpse wurden wie der Mosto weiterhin an die Sklaven ausgegeben.
Was damals den Eroberern als Zahlungsmittel für die Sklaven diente, wurde sehr schnell in der Europäischen Heimat zum begehrten Genussmittel: Rum
Heute haben es Geniesser dieser karibischen Spirituose leichter, um in ihren Genuss zu kommen: in einem gut sortierten Getränkemarkt gibt es in der Regel mehrere Marken Rum zu kaufen, ganz ohne die gefährlichen Mühen eines Segelabenteuers um die Welt.
-----------
Autor: Carlos Contana