Der Kampf um's Pfand
Kerken, November 2019 - In Bayern sind die meisten Brauereien Deutschlands beheimatet. Die größten Brauereien liegen allerdings außerhalb Bayerns. Eine Erhöhung des Pfands auf Bierkisten bringt in der Versorgungskette einen großen Umstellungsaufwand und einen nicht minder großen Abgrenzungsaufwand mit sich. Davon sind unter den Brauereien Deutschlands insbesondere die größeren Unternehmen betroffen, deren Hauptkunden der LEH ist. Die kleineren bayerischen Brauer, die im Verband bayerischer Privatbrauereien organisiert sind, wollen zu Beginn 2020 ein Kistenpfand von 6 EUR (bisher 1,50EUR) durchsetzen, "komme was da wolle.. "
Tatsache ist, dass ein Kistenpfand von 1,50 EUR weit unter dem Herstellungspreis liegt und auf Dauer wirtschaftlich nicht tragbar ist. Insbesondere für kleinere Brauereien, deren Pfand-Aussenstände in Relation zum Absatz überdurchschnittlich hoch sind.
Deutschlandweit sind rund 55 Mio Bierkisten bei Brauereien, dem GFGH, dem LEH/GAM und Verbrauchern in Umlauf. Eine Erhöhung auf 6 EUR würde eine zusätzliche Liquidität von rund 250 Mio EUR bei den Brauereien binden. Das ist aber nicht das einzige Problem. Im Zuge der Umstellung entstehen erfahrungsgemäß Abgrenzungsprobleme, die einzelne Unternehmen in der Versorgungskette bevorteilen oder benachteiligen können. Hinzu kommen Umstellungskosten von tausenden von Kassen und Rücknahme-Automaten etc.
Ein derart gewaltiger Aufwand ist nur dann akzeptabel, wenn sich die Brauindustrie auf einen Systemwechsel einigt. Dieser muss 2 Ziele erfüllen:
- Konvenience = leichtere, handlichere Behälter
- Ökologie, Nachhaltigkeit = Einheitsbehälter
Mit dem Einheitsbehälter wird auch noch das ökonomische Ziel erreicht: geringere Kapitalbindung durch niedrigere Bestände, niedrigere Transport- und Handlingkosten durch niedrigere Gewichte.
Über Etiketten und Kistenstecker bliebe den Brauereien genügend Spielraum zur Markenprofilierung.
Wann, wenn nicht jetzt!
--------
Ein Beitrag von unserem Redakteur Rainer Willing