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Drucken 24-04-2020 | Pandemie

Christian Rach und orderbird geben Gastronomen Corona-Tipps

Christian Rach an der Orderbird-Kasse

Foto: 200102_orderbird-199©CharlotteSchreiber



Die Gastro-Branche treffen die Auswirkungen, die Covid-19 mit sich bringt, am härtesten. Wie kommen Gastronomen durch die Krise?

Was gilt es zu beachten? Kann man die Zeit des eingeschränkten Gastro-Betriebs anderweitig sinnvoll nutzen? Und was sollten Gastronomen nach der Krise tun und was auf keinen Fall? Hier bezieht Christian Rach Stellung zur schwierigen Situation in der Gastro-Branche aufgrund des Coronavirus:

Es ist kein Geheimnis, dass die Gastronomie zu den Branchen zählt, die von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie am schwersten getroffen wurden. Während ausgewählte Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmetern Fläche unter gewissen Vorschriften nun wieder öffnen dürfen, ist für die Gastronomie bisher kein Ende der Krise in Sicht. Unzählige Betriebe befinden sich deshalb momentan an der Grenze – und darüber hinaus – ihrer Liquidität. Viele Gastronomen überfällt die Existenzangst und sie sind überfordert mit der derzeitigen Situation, die doch sehr unerwartet eingetroffen ist.

Persönliche Krisenerfahrung
Krisen geschehen natürlich nicht nur in Zeiten von weltweiten Pandemien. Fast jeder etablierte Gastronom hat bereits Erfahrungen mit harten Zeiten und Durststrecken erlebt und war vielleicht schon kurz davor das Handtuch zu werfen. Auch ich habe in der Vergangenheit schon eine schwierige Phase erlebt, durch die ich mich durchkämpfen musste. Ich bewirtschaftete mehrere Betriebe, unter anderem ein Restaurant und einen Imbiss auf einem Ponton auf der Elbe. Eines Tages ist in diesen Ponton ein riesiger Containerfrachter gekracht! Alles war zerstört und ich musste nochmal bei Null anfangen. Die Versicherungen des Frachters wollten nicht bezahlen, sagten sie hätten keine Schuld und beriefen sich auf "Höhere Gewalt". Aber gemeinsam mit meiner Bank, meinen Anwälten und der öffentlichen Unterstützung, auch von Medien und Gästen, gelang es mir die Verursacher zur Schadensanerkennung zu bringen. Nach über sieben Monaten konnte ich wieder eröffnen, alle Arbeitsplätze, meine anderen Firmen und meine eigene Existenz sichern. Aber auch ich hatte zu der Zeit große Existenzängste und unzählige schlaflose Nächte. Nur mein offener Umgang mit dieser Situation und die Unterstützung aller hat mich am Ende gerettet.

Innere Einstellung und Austausch stärken in Krisenzeiten
In sehr speziellen Situationen wie der aktuellen Corona-Pandemie sollten sich Gastronomen vor Augen halten, dass alle von der Krise betroffen sind und niemand alleine dasteht. Das ist ein sehr großer Unterschied zu individuellen Krisen. Auch wenn es schwer fällt: Versuche eine positive Einstellung zu wahren und das Beste aus der Situation zu machen. Ein Austausch unter Gastronomen kann beruhigend und inspirierend sein. Mentale oder personelle Unterstützung, mit Hard- oder Software, mit Rat und Tat und wer die Möglichkeit hat auch mit Geld ist ebenso hilfreich, wie die Haltung nicht alleine zu bleiben mit seinen Sorgen.

Staatliche und betriebliche Hilfen
Finanzielle Unterstützung wurde von der Regierung ja bereits zugesichert. Darüber hinaus ist es wichtig, sich als Gastronom stets auf dem Laufenden zu halten über kuratierte Portale und Medien, die alle wichtigen Informationen für die Gastronomie sammeln. Es ist in jedem Fall ratsam den Steuerberater, Buchhalter oder Rechtsberater hinzuzuziehen, damit diese bestmöglich Steuererleichterungen geltend machen können. Nebenkosten können reduziert werden durch das Anpassen der Strom- und Wasserabschläge. Das Kontaktieren des Vermieters, der Versicherung sowie GEMA und GEZ kann ebenfalls helfen, um herauszufinden, ob man hier mit Entlastung rechnen kann. Wer es noch nicht getan hat: natürlich die zugesicherten Hilfsmittel in Anspruch nehmen! Neben staatlichen Maßnahmen, wie finanzieller Soforthilfe, Krediten, wie beispielsweise über die KfW, Möglichkeiten der Kurzarbeit für Angestellte, das Aussetzen des Insolvenzverfahrens für geschädigte Unternehmen oder die Entschädigung bei Verdienstausfall für Geschäftsführer laut Infektionsschutzgesetz, gibt es auch andere kleinere Maßnahmen, die jeder Gastronom für sich durchführen kann.

Inspirieren lassen von anderen Betrieben
Not macht erfinderisch und viele Betriebe machen genau das und erfinden sich gerade neu. Sie bieten neuerdings Außer-Haus-Verkauf an durch provisorische Stände direkt vor der Eingangstür oder durch die Regelung, dass nur ein Kunde zur gleichen Zeit den Laden betreten kann. Die hauseigenen Speisen und Getränke werden so 'to-go' verkauft. Eine andere Möglichkeiten sind Lieferdienste, die mittlerweile auch gehobene Restaurants anbieten. Die Bandbreite reicht hier von zubereiteten Speisen über 'Kochboxen' mit ausgewählten Restaurant-typischen Zutaten oder mit vorgekochten Mahlzeiten für sofort oder später. Einige Restaurants bieten auch den Verkauf von Gutscheinen für die Zeit nach Corona an oder werden ganz kreativ mit eigenen Merchandise-Produkten. Das A und O ist bei allen Maßnahmen ist auf jeden Fall eine klare Kommunikation und Transparenz mit dem eigenen Gastronomie-Team, um Ungewissheit und Beunruhigung seitens der Mitarbeiter zu mildern.

Ein weiteres Credo lautet: Unbedingt in Kontakt mit den Gästen bleiben, beispielsweise durch Newsletter, Soziale Medien, wie Facebook und Instagram, um die Follower dort über die aktuelle Situation zu informieren und auf Aktionen und Angebote aufmerksam zu machen. So bleibt man als Gastrobetrieb im Gespräch, kann Sympathien wecken und inspiriert potenzielle Neukunden oder Stammgäste einen zu unterstützen. Restaurants, die Menschen bisher vielleicht aus kostentechnischen Gründen nicht aufgesucht haben, bieten nun kostengünstigere Möglichkeiten "auf den Geschmack zu kommen", um einen Eindruck von der Küche zu bekommen. Neben Eigenwerbung können Gastronomen auch auf nachhaltige, regionale sowie saisonale Produkte aufmerksam machen und das Ernährungsbewusstsein der Menschen stärken.

Christian Rach mit Koch

Foto: Orderbird


Christian Rach in der Küche gemeinsam mit einem Koch

Kreative Umsetzung als Lichtblick in der Not
Zunächst sollte man genau abwägen, ob der Betrieb ganz geschlossen bleiben muss oder alternative Wege möglich sind, wie zum Beispiel die Außer-Haus-Lieferung, To-Go-Optionen, Gutscheinverkauf oder das Anbieten von Merchandise-Produkten.

Ein weiterer Schritt ist das Kurzschließen mit den Partnern, mit denen man zusammenarbeitet. Der Kassensystemanbieter orderbird zeigt beispielsweise mehrere Varianten auf seiner Website für Betriebe auf, die sich noch nie mit Lieferungen oder Abholungen auseinandergesetzt haben und beantwortet Fragen, wie Gastronomen ihre Speisen und Getränke dafür schnell organisieren können: Von der kostenlosen Basisvariante über Telefon, WhatsApp und Facebook-Messenger, bis hin zur komplett selbstständigen Variante mit DISH.

Es gibt auch lokale Aktionen, um Unterstützung von Stammkunden oder der Nachbarschaft zu bekommen und weiterhin möglichst viel Umsatz zu erwirtschaften. So kann man zum Beispiel einen Aushang in das Fenster platzieren über Helfer in der Krise. Mit Plattformen, wie Pay Now Eat Later oder zmyle, können kostenlos Gutscheine für Kunden zur Verfügung gestellt werden und über Lokalfreun.de lässt sich auf Spendenaktionen aufmerksam machen. Es gibt natürlich noch viele weitere lokale Aktionen. Die wichtigsten Gutscheinplattformen und Spendeninitiativen für Restaurants, Cafés, Bars und Clubs sind hier zusammengefasst.

Gerade die Gutschein-Aktionen kommen sehr gut bei Kunden an. Hier jedoch ein kleiner Tipp am Rande: Bitte darauf achten, dass diese nicht in den sechs Wochen vor Weihnachten eingelöst werden können. Das würde das finanzielle Problem nur verlängern bzw. verschieben. Lieber für den Zeitraum begrenzen; nach Wiedereröffnung bis beispielsweise November und zusätzlich einen kleinen Bonus anbieten – nach dem Motto: 'Für 100 Euro erwerben, für 110 Euro genießen'.
(Orderbird)