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Drucken 19-03-2022 | Konjunktur | Verschiedenes

Die DKV-eine Private Krankenversicherung zum Wohl der Münchener Rück

Die Krankenversicherungspflicht ist für Vollversicherte unproblematisch und stressfrei, solange man in der Mitte seines Berufslebens auf seinen Job und seine Karriere  fokussiert ist. Man zahlt hohe Beiträge und spart damit auch für stabile Beiträge im Alter an, hat einen umfassenden Versicherungsschutz den man garnicht benötigt, weil man eh nicht krank wird. 
Dann endlich bekommt man seine Rente oder Pension und kann es sich schön machen, vom Berufsstress ausruhen und Hobbies nachgehen. So der Normalfall. Nun gibt es aber einen stetig größer werdenden Anteil an Rentner:innen, die mit den Ersparnissen und der Rente nicht mehr auskommen. Gründe dafür gibt es genug. Neben Preissteigerungen bei Null Sparzinsen, zu geringen Rentenerhöhungen natürlich auch individuell gelagerte Gründe wie Trennung, Partnerverlust, Krankheit etc.


Am Beispiel einer 74-jährigen Rentnerin, ehemals in einem handwerklichen Beruf erfolgreich selbständig, lernt sie die wahre Seite ihrer DKV, Deutsche Krankenversicherung kennen. Sie soll ab 1.4. eine monatliche Beitragserhöhung von 88 EURO hinnehmen. Für diese Beitragserhöhung gibt es keine Gründe, die etwa in ihrer Person liegen könnten und ein höheres Risiko darstellten. Es gibt auch keine Gründe seitens der DKV, wie etwa höhere Versicherungsleistungen insgesamt. 
Trotzt Corona sieht die Bilanz der DKV per Ende 2020 so glänzend aus, wie in den 20 Jahren davor auch. 

Und jetzt zeigt sich, dass die Krankenversicherungspflicht das ideale Druckmittel für die Private Krankenversicherung ist, wenn es darum geht Beitragserhöhungen, die man wirtschaftlich überhaupt nicht benötigt, gegen die Versicherten durchzusetzen. 

Die DKV, bis etwa 2000 ein auf sein Kerngeschäft fokussiertes Krankenversicherungsunternehmen gerät in den Sog der ERGO, einer von der Münchener Rück abhängigen Tochter, die das komplette Versicherungsgeschäft poolt. Die DKV muss sich den Gruppeninteressen der ERGO fügen und existiert nur noch dem Namen nach.  Im Zuge der 100%igen Übernahme der DKV durch die ERGO, wurden alle Versicherungsarten in der ERGO  nach Funktionen strukturiert, sodass eine Wiederherstellung der DKV in die ursprüngliche Selbständigkeit faktisch nicht mehr möglich ist. 
Diese ominöse Entwicklung war nur durch stillschweigendes Dulden der BaFin möglich und soll einer politisch gewollten Neuordung des Versicherungsgeschäftes in Deutschland folgen und einer Entflechtung der Interessen der zu mächtig gewordenen Allianz AG dienen. 

Wenn das so ist, verstößt der Gesetzgeber gegen seine eigenen Gesetze. Denn das VAG (Versicherungsaufsichtsgesetz) schreibt klar vor, dass bei gesellschaftsrechtlichen, ja im Grunde bei allen Änderungen in Versicherungsunternehmen, die der Aufsicht der BaFin unterliegen und die vermuten lassen, dass die Interessen der Versicherten gefährdet sind, die Zulassungsvoraussetzungen neu zu prüfen sind, ggflls versagt werden können. Genau dies hätte nicht zur vollständigen Übernahme der DKV durch die ERGO führen dürfen. 

Die 74-jährige Rentnerin, wie Tausende weitere Versicherte auch, sieht sich hilflos und wehrlos der Willkür der DKV ausgesetzt. Obgleich eine noch junge höchstricherliche Entscheidung zu Beitragserhöhungen der PrivatenKV geurteilt hat, dass diese konkret begründet sein müssen, werden Beitragserhöhungen nur mit dem allgemeinen Hinweis auf mögliche Veränderungen von Rahmenbedingungen versehen.
Veränderungen bei Sterbetafeln, Krankheitskosten etc. Im Geschäftsbericht der DKV 2020 finden sich keine außergewöhnlichen Veränderungen auf der Kostenseite. 

Die Entwicklung der DKV ist aus Sicht der ERGO nach wie vor glänzend: für nur noch 725.000 Vollversicherte werden Rückstellungen (Kapitalanlagen) in Höhe von 45 Mrd EURO ausgewiesen. Das ist nach Solvency 2 - Anforderungen ein Mehrfaches dessen, was als Sicherheitspuffer für außergewöhnliche Katastrophenfälle vorhanden sein soll. Aus den Kapitalanlagen allein verdient die DKV im Schnitt der letzten 20 Jahre ca 1 Mrd EURO jedes Jahr dazu. 

So also sieht die Beitragsstabilität der Privat Krankenvollversicherten im Alter bei der DKV aus. 

Meine Meinung:

Hier mißbraucht die DKV die Krankenversicherungpflicht, um sich in unsittlicher und asozialer Weise an den Versicherten zu bereichern.

Und die BaFin kommt ihrer Aufsichtspflicht nicht nach, obwohl genau dies ihr staatlicher Auftrag ist.

Und die Bundesfinanzminister der letzten 20 Jahre kamen  ihrer Dienstaufsichtspflicht über die BaFin nicht nach.

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Autor: Dipl.-Betriebswirt Rainer Willing