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Drucken 11-06-2013 | Getränke-Informationen

Bierpreiserhöhung trifft Fassbierkunden wieder stärker

Kamp-Lintfort, den 11.6.2013 - Wenn die Krombacher Brauerei ihre für den Herbst angekündigte Preiserhöhung durchsetzen kann, was zumindest im Lebensmittelhandel unsicher ist, dann wird die Preisschere zwischen Endverbraucherpreis für Flaschenbier und Glaspreis für Fassbier noch weiter auseinander gehen. Während sich der Hektoliterpreis für Fassgebinde um 9 EURO erhöhen soll, verlangt die Krombacher Brauerei für den 20er Kasten 0,5 Ltr "nur" 6 EURO je Hektoliter. Damit wird der Kasten Krombacher 20x0,5 für den Endverbraucher rund 1 EURO teurer. So die theoretischen Überlegungen der Brauerei. Für Groß- und Einzelhandel bleiben dann weniger als je 20 Cent übrig, um die eigenen Kostensteigerungen aufzufangen. Der Staat profitiert mit, weil sich der Anteil der MWSt ja miterhöht.

Für den Gast, der sich bei seinem Gastronom ein gepflegtes Pils vom Fass gönnt, sieht die Rechnung deutlich ungünstiger aus. Neben der höheren Preiserhöhung durch die Brauerei und vermutlich auch des GFGH und der Erhöhung durch den Gastronom selbst, der seine Kostensteigerungen ja auch weitergeben muss, schlägt die Preiserhöhung für das Glas 0,3  je nach Region und Standort zwischen 10 und 20 Cent zu Buche.

Bei dieser Beispielrechnung beträgt der Preiserhöhungsanteil bei 0,5 Ltr-Glas aus der Flasche 5 Cent und beim 0,5 Ltr-Glas aus dem Fass mindestens 10 Cent, also die doppelte Preiserhöhung.

Nun gibt es viele Gründe für und wider einer Preiserhöhung. Sie ist zwar unumgänglich, die Frage ist aber das Maß und der Zeitraum. Zahlreiche weitere "weiche" Faktoren machen eine solche Entscheidung besonders schwer in gesättigten Märkten, die durch ein weitaus höheres Angebot bei geringer werdender Nachfrage gekennzeichnet sind. Hier muss man damit rechnen, dass preiserhöhungsbedingt weitere Mengenverluste eintreten und zwar insbesondere bei den schwächeren Marken. Mittel- und langfristig gesehen beschleunigen Preiserhöhungen die Marktbereinigung, neudeutsch: Konsolidierung. Diesem "Brauereisterben" fallen jene Anbieter anheim, die sich im Mittelpreissegment bewegen und durch schwächere Marken bei ungünstiger Kostenstruktur gekennzeichnet sind. Dagegen profitieren entweder Kosten- oder/und Markenführer. Als Beispiel für einen erfolgreichen Kostenführer gilt die Oettinger Brauerei. Starke Pilsmarken gibt es mehrere, hier unterscheiden sich langfristig die erfolgreichen Brauereien durch günstige Kostenstrukturen bei innovationsbereiter Produkt- und Vermarktungspolitik.

Auch die Winzer sehen die Preisentwicklung in der Gastronomie und Hotellerie beim Bier mit zunehmendem Interesse.

Was kann der Gastronom in dieser Situation tun? Eine allgemein gültige Antwort kann es hier deshalb nicht geben, weil jeder Gastronom in einer anderen Position ist und Bier je nach Standort- und Angebotsstrategie sehr unterschiedliche Deckungsbeiträge zum Betriebserfolg liefert. Grundsätzlich sollte man nach Preiserhöhungen Umsatz- und Mengenentwicklung zeitnah und genau beobachten und bei Mengenverlusten gegebenenfalls Veränderungen im Bierangebot, beispielsweise durch Aufnahme einer weiteren preislich niedriger angesiedelten Marke, in Erwägung ziehen.

Dipl.-Betriebswirt Rainer Willing, Fachjournalist und Redakteur gastronomie.de