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Drucken 15-04-2020 | Getränke-Informationen

Radeberger quo vadis?

Der Informationswert einer Presseerklärung, die dem Kundenmarkt einen Führungswechsel erklären will, ist eigentlich immer mit Argwohn zu betrachten.
Im Fall der Presse-Erklärung der Radeberger Gruppe vom 8. April 2020 zur "Stabübergabe in der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe" wird mit jedem Satz offenkundig, dass man etwas schön reden will, was eigentlich ein fataler Führungsfehler war: die Verantwortung der Führung der Radeberger Gruppe einem unerfahrenen Finanzmann anzuvertrauen. Das ist nicht nur kräftig schief gegangen, es hat auch ganz offensichtlich viel zuviel Geld gekostet und wird durch die Pandemie noch mehr Geld kosten. Viel Freude und Erleichterung indes bei den vielen Getränkefachgroßhändlern, die in der 7 Jahre kurzen Schaffenszeit des Niels Lorenz arrondiert wurden.

Gleich im ersten Satz heißt es: "...zum Ende des Monats steht eine Stabübergabe an: ..." Diese Formulierung erweckt den Eindruck, als sei da etwas im voraus Geplantes im Gange. Mitnichten: Allein die Wahl des Nachfolgers signalisiert überdeutlich, dass hier die Brauerei-Interessen wieder zum Zuge kommen sollen. Die Brauerei-Interessen können aber nicht durch eine weitere Vertikalisierung in der Wertschöpfungskette wahrgenommen werden. Dass man seinen eigenen Kunden Konkurrenz macht, dürfte einer der Hauptgründe für diesen Führungswechsel sein.

Man erinnere sich an die Getränkelogistik nach dem 2. Weltkrieg. Es waren die Brauereien, die um den Schornstein herum selbst distribuierten und ihr Bier an die Bevölkerung zuteilte. Nachdem die Logistikradien immer größer wurden und der Biervertrieb in den Lebensmittelhandel immer mehr Volumen annahm, baute man Niederlassungen auf, die irgendwann zu teuer wurden (man nannte sie deshalb auch Niederlagen). Die Marktlösung brachte im Norden ab den 70erJahren die Nestle-Tochter TRINK's. Sie bot die fällige Lösung: "Eine Lieferung, ein Getränke-Vollsortiment und eine Rechnung". Getränkehersteller und der Lebensmittelhandel waren erleichtert und der GFGH setzte zu nationaler Bedeutung an.
Wer sich als Hersteller in die Funktion des GFGH begibt, muss heute nicht nur etwas von Logistik und Digitalisierung verstehen, sondern besondere Führungsqualitäten besitzen.

Dass genau dies auch das Manko in anderen Branchen ist, kann aber keine Ausrede sein.
(Kommentar von Rainer Willing)

hier lesen Sie die Erklärung der Radeberger Gruppe vom 8.April
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Stabübergabe in der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe

-Dr. Niels Lorenz wechselt in den Beirat der Unternehmensgruppe
- Guido Mockel übernimmt als Sprecher der Geschäftsführung

Frankfurt, 8. April 2020. In der Radeberger Gruppe, Deutschlands größter privater Brauereigruppe, steht zum Ende des Monats eine Stabübergabe an: Dr. Niels Lorenz, seit 2013 Sprecher der Geschäftsführung, wird nach rund sieben Jahren an der Spitze der Unternehmensgruppe in ihren Beirat wechseln. Sein Nachfolger wird sein Geschäftsführungskollege Guido Mockel, der bisher das Brauereigeschäft verantwortet hat und nun über seinen bisherigen Wirkungskreis hinaus als Sprecher der Geschäftsführung die Radeberger Gruppe führen wird.

Mit Guido Mockel (48) übernimmt kein Unbekannter das Steuer des deutschen Marktführers: In verschiedenen Führungspositionen in Vertrieb und Marketing und seit 2019 als Mitglied der Geschäftsführung tätig, kennt er die Unternehmensgruppe in all ihren Dimensionen und Aktivitäten bestens, kennt den Markt aus unterschiedlichsten Perspektiven und hat die bisherige Strategie der Radeberger Gruppe entscheidend mitentwickelt und vorangetrieben. Guido Mockel steht somit für Kontinuität in der Führung und Ausrichtung der Radeberger Gruppe, die ihren Weg der Vertikalisierung und aktiven Marktgestaltung auch zukünftig konsequent fortsetzen wird.

In der Folge lenkt zukünftig eine vierköpfige Geschäftsführung die Unternehmensgruppe: Neben Guido Mockel (Sprecher der Geschäftsführung / Brauereigeschäft), setzen Christian Schütz (Kaufmännischer Geschäftsführer)Thomas Freese (Export und Craft Bier) sowie Ulf Kampruwen (Handels- und Distributionsgeschäft) ihre erfolgreiche Arbeit in dem obersten Führungsgremium der Radeberger Gruppe fort.

Dr. Niels Lorenz (49), der aus privaten Gründen seine bisherige Aufgabe aufgibt, bleibt der Unternehmensgruppe erhalten, wenn auch in einer veränderten Rolle: Zum 1. Mai 2020 wechselt Dr. Lorenz in den Beirat der Radeberger Gruppe und begleitet die Geschäftsführung auch zukünftig mit Rat und Tat, insbesondere bei strategischen Themen.

„Mir hat meine Arbeit in der Radeberger Gruppe, mit ihren großartigen Menschen, wunderbaren Marken und in diesem so speziellen, aber irgendwie auch liebenswerten Markt und seinen Akteuren viel Freude gemacht. Allerdings werde ich die Verantwortung an der Spitze des Unternehmens aus privaten Gründen abgeben, dies aber mit dem guten Gefühl, sie in versierte Hände legen zu können,“ erläutert Dr. Niels Lorenz. „Ich bleibe der Radeberger Gruppe und auch dem Markt aber weiterhin treu. Als aktiver Beirat werde ich die Geschäftsführung der Radeberger Gruppe mit unverändert großer Leidenschaft unterstützen – und darauf freue ich mich sehr.“
Und Guido Mockel ergänzt: „Es ist schon etwas Besonderes, den Marktführer im deutschen Biermarkt anvertraut zu bekommen. Ich gehe diese neue Verantwortung mit viel Respekt, vor allem aber besonnen an: Wir sind breit aufgestellt, haben engagierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vielfältige Zukunftsoptionen und einen standfesten Gesellschafter im Rücken – auch, wenn die Corona-Krise uns, wie die meisten Unternehmen in Deutschland, im Moment ordentlich durchschüttelt.