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Drucken 19-10-2018 | Markt & Trend | Verschiedenes | Personal, Berufe, Aus- und Weiterbildung | Recht & Gesetz

Ein toller Sommer mit kritischer Nachlese

Der NDR beschreibt das Sommer-Gastronomie-Geschäft im Norden. Eine Anregung für eine kritische Anmerkung unseres Redakteurs Rainer Willing.
Dieser tolle Sommer, der sogar die WM-Pleite unserer Kicker vergessen machte (bei mir, ehrlich gesagt, immer noch nicht, weil mir nach wie vor die ehrlichen Gründe und Konsequenzen fehlen) hinterläßt tiefe Spuren und eindeutige Einsichten.

Unter der Headline "Erschreckend wenig Personal in der Gastronomie" beschreibt der NDR diesen Sommer 2018 aus Sicht der Gastronomie als vertane Chance, weil Umsätze mangels Fachkräfte nicht realisiert werden konnten. (so die redaktionelle Vorgabe des DEHOGA). Andererseits wird berichtet, dass Studenten die Lücken füllten. Und wenn man ein Plus von 20% zum Vorjahr erzielt, dann muss man die überraschend starke Nachfrage doch irgendwie erfolgreich gemeistert haben. Was im übrigen für die Getränkebranche und die Getränkelieferanten ebenso gilt. Da wird Mineralwasser, Bier und Leergut von Süd nach Nord und West nach Ost und umgekehrt auf völlig überfüllten Autobahnen und unter Inkaufnahme kostenfressender Wartezeiten transportiert, ohne dass fehlende Kraftfahrer von Studenten ersetzt werden können.

Natürlich ist der Norden keine Sondersituation. Hier steht der Norden für eine ganzheitliche nationale Betrachtung.
Und da fällt auf, dass der DEHOGA gebetsmühlenartig von Fachkräftemangel spricht, ohne selbst Lösungsansätze aufzuzeigen. Wir kennen das von der schon historischen Forderung des DEHOGA die Mehrwertsteuersätze in der Gastronomie abzusenken. Seit Jahr und Tag tut sich hier für die Gastronomie absolut nichts, lediglich ist es der FDP zu verdanken, dass die Mehrwertsteuersätze für die Hotellerie gesenkt wurden. Offensichtlich gefällt man sich in der Proklamation ohne Erfolgsbestrebung. Da kann man als Verband im günstigsten Fall lange von leben. Für das einzelne Verbandsmitglied ist es eine frustrierende Erkenntnis, dass die Hoheit der Sterne-Vergabe an die Duldsamkeit bei branchenpolitischen Forderungen gekoppelt ist.

Ich denke, dass man wirtschaftliche Interessen des Verbandes und seinen branchenspolitischen Auftrag voneinander trennen sollte, wenn man die Stagnation in der politischen Weiterentwicklung der Gastronomie- und Hotelbranche nicht auf den St. Nimmerleinstag fortschreiben will.

Was aber ist in der Gastronomie ein Fachkräftemangel? Welche Funktionen sind denn da gemeint? Jobs, die Studenten ausfüllen, doch sicher nicht! Aber füllen Studenten nicht auch Funktionen aus, für die eine zeitintensive Ausbildung bei gleichzeitig relativ perspektivloser Karrierechance erforderlich ist. Muss man hier nicht administrativ zurückrudern? Die Tatsache, dass mehr als 50% der Auszubildenden ihre Ausbildung zum Restaurantfachmann-, -frau nicht zu Ende führen, ist doch ein eindeutiges Signal dafür, dass eine Ausbildung zu solchen Berufen garnicht zielführend ist. Auch hier ist ein unbeweglicher Verband als Tarifpartner aufgefordert, mit der Zeit zu gehen, meint Ihr Gastronomie.de-Redakteur Rainer Willing